Übergabe der fertiggestellten Bastion Cleve an die Bevölkerung am 07.06.2010
Am 7. Juni 2010 hat Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper das für die Bürger und Gäste der Stadt wichtige Kleinod vor Ort der Öffentlichkeit übergeben. Nach mehrjähriger Bauzeit unter komplexen und schwierigen Randbedingungen durch ein an archäologischen und zeitgeschichtlichen Funden reiches Baufeld ist die Wiederherstellung und Umfeldgestaltung der „Bastion Cleve" nun abgeschlossen und damit ein weiterer Baustein des Magdeburger IBA-Pfades vollendet.
Hintergrund:
Unter dem Fürstenwallpark schlummerten Teile des alten
Magdeburg. Ein „Förder" genannter Tunnel war schon seit langem bekannt.
Er ist bereits in der Karte Otto von Guerickes aus dem Jahre 1632 zum
Wiederaufbau der Stadt nach dem 30jährigen Krieg verzeichnet. Es handelt
sich um einen alten Ausgang aus der befestigten Stadt. Der eigentliche
Ausgang des Tunnels liegt ca. 8 m unter dem Niveau des Fürstenwallparks,
mit dessen Bau das Gelände aufgefüllt und der Tunnelausgang mit den
umgebenden Festungsmauern zugeschüttet worden war. Den seinerzeit neu
gestalteten Eingang ziert ein Schlussstein von 1888.
Tunnel und
Festungsmauern wurden freigelegt und sind wieder für die Öffentlichkeit
erlebbar. Hierzu wurde der unmittelbar vor dem Tunnelausgang liegende
Teil des Parks abgesenkt. Dieser „Vorhof" wurde über
eine Treppe an den Fürstenwallpark angeschlossen. Bereits seit zwei Jahren möglich ist
der Zugang vom Schleinufer. Der Einschnitt in die Ufermauer nimmt Bezug
auf einen Ausgang, der sich an dieser Stelle der Festung einmal befand.
Im
Zuge der Bauarbeiten wurde auch das bislang in diesem Abschnitt
unsanierte Mauerwerk parallel zum Schleinufer erneuert. Es handelt sich
hier übrigens nicht - wie häufig fälschlicherweise angenommen - um die
mittelalterliche Stadtmauer, sondern um eine gründerzeitliche
Stützmauer, die den Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen
Fürstenwallpark zum Schleinufer abfängt. Große Teile der Bastion Cleve
sind zu dieser Zeit geschliffen worden, um das Schleinufer bauen zu
können. Ein zweites Planungsziel war es, das westliche Widerlager der
gleichzeitig entstehenden Fußgänger- und Radfahrerbrücke über das
Schleinufer abzufangen und denkmalgerecht in das Gartendenkmal
Fürstenwallpark einzubinden.
Vor Beginn der Bauarbeiten musste
ausgeschlossen werden, dass sich im Baufeld Blindgänger aus dem Zweiten
Weltkrieg befinden. Bei diesbezüglichen Sondierungsarbeiten durch einen
Munitionssuchdienst wurden weitere, bislang unbekannte Festungsbauten
entdeckt. Es handelt sich um einen Keller mit Treppe des ehemaligen
Turms Cleve und um Gänge mit Geschützstellungen. Sie stammen spätestens
aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (ca. 1540 - 1550), Teile sind
möglicherweise auch älter, ihre umfassende Sanierung war Bestandteil der
Gesamtmaßnahme. Der Turm Cleve entstand vermutlich um das Jahr 1240.
Seine Sanierung ist jetzt abgeschlossen.
Aufgrund der
unerwarteten Funde von Teilen der alten Festungsanlage aus dem 16.
Jahrhundert wurde die ursprüngliche Planung abgewandelt. Die historische
Anlage wurde in das Gestaltungskonzept integriert, so dass auch dieser
Teilbereich, der einen außerordentlich interessanten Ausschnitt aus der Geschichte Magdeburgs
dokumentiert, nun für die Öffentlichkeit erlebbar ist.